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Tipps aus der Praxis, die wirklich weiterhelfen

Wie Sie Sicherheit und Beständigkeit im Berufsleben (nicht) finden

Sicherheit ist vielen Erwerbstätigen ein hohes Gut, selbst wenn die Vorstellung davon nicht einheitlich ist. Auch wenn die Motive verständlich sind: Sicherheit im Berufsleben zu finden ist fast genauso anspruchsvoll wie an das Ende eines Regenbogens zu gelangen.

Wir leben in extrem dynamischen, wechselhaften Zeiten. Was gestern noch galt und funktionierte, muss es heute schon nicht mehr sein, von morgen ganz zu schweigen. Digitalisierung und Automatisierung fordern zu stetig heraus, politische Krisen setzen mindestens abstrakt, wenn nicht gar konkret zu. Viele Menschen fürchten den sozialen Abstieg. Dass sich unser Land zudem noch zu deindustrialisieren droht, ist nur die jüngste Pointe.

Verunsicherung ist schon fast normal

Vielen Menschen fällt es schwer Schritt zu halten mit Entwicklungen, von denen sie weder profitieren noch verstehen. Zu wissen, dass die Welt VUCA und stetiger Wandel das Merkmal unserer Zeit ist, erscheint mitunter nur als ein schwacher Trost. Kurzum: Die Menschen sind verunsichert, und das aus gutem Grund. Und damit meine ich nicht allein die mediale Aufmerksamkeitsökonomie des ständigen Alarmierens und Schockierens als Ursache. Denn in meinem Coaching treffe ich permanent verunsicherte Menschen, die

  • von der Vielzahl der beruflichen Möglichkeiten überwältigt werden und kaum eine Option für sich selbst erkennen.
  • einen unbefristeten Arbeitsvertrag anstreben, bestenfalls im öffentlichen Dienst.
  • als Bewerber zögern und zaudern, weil sie bei der Wahl des nächsten Arbeitgebers im Nachhinein nicht enttäuscht werden wollen.
  • im Berufsleben beobachtend und zurückhaltend agieren, um bloß keinen Fehler zu machen.
  • eine (freiberufliche) Selbständigkeit als Einzelunternehmer noch nicht einmal in Erwägung ziehen, weil sie diese als per se unsicher erachten.

Berufsorientierung

Beginnen wir mit der grundsätzlichen beruflichen Orientierung. Gerade junge Berufstätige können sich bis Anfang 30 oft noch problemlos ausprobieren, vor allem in regionalen Arbeitsmärkten größter Vielfalt. Wer also nicht weiß, was er wird, sollte daran nicht verzweifeln, sondern einige Jahre in wechselnden Branchen unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen. Dieser Prozess endet meist mit grundlegenden Erkenntnissen der beruflichen Entwicklung, schafft also Orientierung und Sicherheit.

Gleichzeitig sollten wir uns unbedingt davon lösen, dass wir unsere Karrieren stetig und konsequent planen und gestalten können. Oft genug kommen später neue Prioritäten, Bedürfnisse und Neigungen auf, die durch den bisherigen Berufsweg nicht mehr bedient werden. Und was mache ich, wenn ich nach 20 Jahren darauf keine Lust mehr habe? ist kein Grund, etwas nicht anzugehen. Ganz im Gegenteil gibt es kaum etwas besseres als ein Plan, der so lange funktioniert! Und danach können Sie in einem Berufsorientierungscoaching neue Ziele und Möglichkeiten identifizieren oder es direkt selbst herausfinden.

Unbefristete Arbeitsverträge

Ich kenne kaum eine trügerische Quelle für Sicherheit als unbefristete Arbeitsverträge. Denn wenn sich die Arbeitsbedingungen so ändern, dass sie mir die Lust an der Tätigkeit oder die Identifizierung mit dem Arbeitgeber nehmen, sind solche Verträge eher Ketten und Fesseln. Vor allem wenn auf ein spannendes, abwechslungsreiches, mehrjähriges Projekt nichts Vergleichbares folgt, kann ein Kündigungsgrund seitens des Arbeitnehmers vorliegen.

Noch häufiger und dramatischer sind die Konsequenzen, wenn Führungskräfte wechseln. Das Empfinden kann sich von einem Tag auf den anderen ändern: Gestern war es noch der Traumjob, und heute macht mir der neue Teamleiter das Leben zur Hölle. Wie auch immer: Im Zeitalter von Fachkräftemangel und sogenannten Arbeitnehmermärkten hat sich das Machtgefüge verschoben. Immer weniger Menschen brauchen tatsächlich eine Entfristung und sollten sie daher auch nicht um jeden Preis anstreben.

Wahl des Arbeitgebers

Ob Sie wissen, dass ein Arbeitgeber der richtige für Sie ist, werden Sie als Bewerber vorher nie wissen. Durch eine kritische Beobachtungsgabe im Vorstellungsgespräch und eine Hospitation können Sie höchstens erkennen, ob es der falsche Ort für uns ist. Kurzum: Sich für einen Arbeitgeber zu entscheiden ist immer eine Entscheidung unter Unsicherheit. Das bedeutet, dass Sie sich deswegen gar nicht erst groß unter Druck setzen sollten, selbst bei jüngsten Misserfolgen.

Genau wie ein Arbeitgeber sollten Sie daher die Probezeit für sich selbst nutzen. Die Haltung eines Arbeitnehmers sollte optimistisch und engagiert, aber gleichzeitig ergebnisoffen sein. Wenn Ihnen dann der Vorgesetzte nach sechs Monaten mitteilt Sie haben die Probezeit bestanden! können Sie antworten Und Sie haben meine Probezeit bestanden! Oder eben nicht.

Verunsicherung im Arbeitsalltag

Die Ursachen liegen oft in der Persönlichkeit, wenn Erwerbstätige in erster Linie darauf aus sind, Fehler zu vermeiden. Oder wenn sie genaue Anweisungen erwarten und permanent rückversichern. Wenn dazu noch eine toxische Unternehmenskultur kommt, in der Fehler unzulässig sind und deren (vermeintliche) Urheber gebrandmarkt werden, gibt es kaum noch Anreize, Neues auszuprobieren, mutige Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.

Häufig ist die Haltung verunsicherter Arbeitnehmer Wenn ich scheitere, dann liegt es an mir für Selbstblockaden ursächlich. Sogar besonders selbstbewusste wie leistungsfähige Erwerbstätige ignorieren mitunter die Tatsache, dass es in erster Linie am Arbeitgeber – vor allem an den handelnden Personen und ihren Erwartungen, am Onboarding und den allgemeinen Arbeitsbedingungen – liegt, ob jemand erfolgreich sein kann. Aber er wird es in keinem Fall sein, wenn er sich permanent wegduckt. Selbst wenn er damit nur auf die äußeren Bedingungen reagiert.

Selbständig als Einzelunternehmer

Eine Soloselbständigkeit entspricht oft einem Bedürfnis nach Freiheit und Unabhängigkeit. Aber nicht immer ist sie auch gleichbedeutend mit einer Absage an Sicherheit und Beständigkeit. Wer für sich herausgefunden hat, dass ihm eigenverantwortliches Arbeiten besonders liegt und er sich von Strukturen und selbst flachen Hierarchien eingeengt fühlt, kann sich mit einer Selbständigkeit ein passendes Arbeitsumfeld schaffen.

Im besten Fall ist das ein Umfeld, in dem er sich beständig wohlfühlt. Nicht umsonst – und keinesfalls erzwungener Weise – werden viele erfolgreiche Soloselbständige selten krank. Mit einer überzeugenden Geschäftsidee und einem durchdachten Businessplan als notwendige Bedingungen wird die Gründung dann kein Abenteuer, sondern ein erfolgversprechender Karriereschritt. Oder mit anderen Worten: Eine Garantie für Sicherheit und Beständigkeit im Berufsleben.

Der Preis für die Maximierung von Sicherheit

Vielleicht gehört es zum sogenannten deutschen Volkscharakter, die Sicherheit der Freiheit vorzuziehen. Jedenfalls gibt es nicht so viele andere Länder, in denen Edgar Scheins Karriereanker „Sicherheit und Beständigkeit“ so häufig vorzufinden ist. Und tatsächlich können Erwerbstätige einiges unternehmen, um ihr Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen. Zu oft berücksichtigen Sie dabei aber nicht, welchen Preis sie dafür zu zahlen haben.

Das betrifft nicht nur „Freiheit“ ganz abstrakt, sondern viele konkrete Aspekte in Berufsleben und Arbeitsalltag. Wer viel Sicherheit braucht,

  • wird kaum unabhängig von anderen agieren können
  • kann keinen kreativen oder gestalterischen Spielraum erwarten
  • hat eher Schwierigkeiten, durch Zielvorgaben geführt zu werden
  • darf sich über ein geringeres Einkommen nicht wundern
  • wird jedwede tatsächliche und gefühlte Unsicherheit als Bedrohung wahrnehmen.

Daher stelle ich meinen Kunden sehr oft die Frage, ob es überhaupt erstrebenswert ist, alles dem Sicherheitsbedürfnis unterzuordnen. Auch wenn es auf den Einzelfall ankommt, lautet die Antwort oft nein. Denn bei genauerer Betrachtung ist das Streben nach Sicherheit vergleichbar mit der Götterstrafe des Sisyphos.

Kommentare

3 Antworten zu „Wie Sie Sicherheit und Beständigkeit im Berufsleben (nicht) finden“

  1. […] in Deutschland (immer noch) weit verbreitet. Als attraktiv werden Arbeitgeber wahrgenommen, die Sicherheit versprechen, also in erster Linie der öffentliche Dienst und […]

  2. […] (VUCA II). Dabei dürfte der Einwand, dass Unsicherheit als grundlegendes Prinzip doch wiederum Sicherheit generiert, kaum weiterhelfen. Jedenfalls dann nicht, wenn wir mal wieder nach einer neuen Lösung […]

  3. […] Winter, sagt die Kanzlerin. Wenn das wirklich alles wäre! Die Deutschen, ein sehr auf Sicherheit („Vollkaskomentalität“) bedachtes Kulturvolk in der Mitte Europas, schwant bereits, dass die […]

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