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Bewerbungen und Karriere erfolgreich gestalten

Tipps aus der Praxis, die wirklich weiterhelfen

Nur keine Hemmungen im Bewerbungsprozess!

Hemmungen und Blockaden sind bei Jobsuchern nicht selten. Oft lassen sie sich auflösen, wenn Bewerber die Perspektive verändern, mit der sie Stellenanzeigen begegnen und den weiteren Kennenlernprozess gestalten.

Nicht alle Erwerbstätigen schaffen es nach Beendigung einer Beschäftigung, sich sofort und mit Elan in den Bewerbungsprozess zu stürzen. Oft ist es nur eine gewisse Unlust gepaart mit dem Bedürfnis, sich von der letzten Anstellung erst einmal zu erholen. Andere wiederum sind zwar überaus motiviert, eine neue Stelle zu finden, kommen aber trotzdem kaum voran. Dann gilt zu überprüfen, woran es liegt – und ob tiefersitzende Blockaden dafür ursächlich sind.

Gerade wenn die letzte Beschäftigung Spuren hinterlassen hat, kann das Selbstvertrauen schnell sinken und Hemmungen verursachen. Dann ist es fast egal, ob man zuletzt durch ein menschliches Haifischbecken geschwommen ist oder mit dem Gefühl gegangen ist, kläglich versagt zu haben. Beides kann mit Mobbing zu tun haben, aber auch in abgeschwächter Form trägt die gemachte Erfahrung zu dem Entschluss bei Das möchte ich nicht noch einmal erleben. Was menschlich verständlich ist, liegt aber von Beginn an wie ein schwarzer Schatten über dem Bewerbungsprozess.

Beginnen wir dem sozialen Umfeld. Tatsächlich sind es weniger die konkreten Aufgaben und Tätigkeiten, die zur Zufriedenheit im Berufsleben beitragen als die Menschen, denen wir am Arbeitsplatz begegnen. Leider lässt sich dieses Kriterium niemals vorab völlig sicher prüfen, auch wenn es Anhaltspunkte gibt. In manchen Branchen und je nach Größe von Arbeitgebern lassen sich homogene Unternehmenskulturen vermuten, die das menschliche Miteinander prägen. Das gilt nicht nur für Konzerne, den öffentlichen Dienst, Start-ups und Nichtregierungsorganisationen.

Schauen Sie sich den potentiellen Vorgesetzten ganz genau an

Gerade Quereinsteiger können mit einem erfahrenen Coach die eigenen Erwartungen mit den Gepflogenheiten abgleichen. Darüber hinaus empfehle ich, sich den potentiellen Vorgesetzten im Vorstellungsgespräch stets ganz genau anzuschauen. Denn dort sitzt den Kandidaten jemand gegenüber, der sich bei ihnen bewirbt, ihr Vorgesetzter zu werden. Und Arbeitnehmer sollten sich immer fragen: Nehme ich diese Bewerbung an? Eine Antwortmöglichkeit muss sein Nein, auf keinen Fall!

Außerdem rate ich dringend davor, einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben, wenn die potentielle vorgesetzte Person nicht am Auswahlprozess teilgenommen hat (an dieser Stelle wären Hemmungen jedenfalls hilfreich). Noch besser lernen Sie sie und die möglichen Kollegen im Rahmen einer ein- bis zweitägigen Hospitation kennen. Eine solche Investition lohnt sich eigentlich immer, weil beide Seiten so eine viel bessere Vorstellung der zukünftigen Zusammenarbeit entwickeln. Oder danach mit einem sicheren Gefühl dankend absagen.

Lesen Sie Stellenanzeigen grundsätzlich optimistisch

Beim Lesen von Stellenanzeigen sollten Sie nicht nach dem Traumjob, perfekten Bedingungen und idealisierten Darstellungen suchen. Es reicht aus, beim Lesen das Gefühl zu entwickeln Das könnte passen. Es geht also darum, vorsichtig optimistisch auf Stellenanzeigen zu blicken. Ob dieser Eindruck stimmt, kann erst im weiteren Verlauf – oft auch erst während der Probezeit – geprüft werden. Wer sich also nicht bewirbt, kann gar nicht feststellen, ob Arbeitgeber und Job gepasst hätten.

Und dieser Prüf- und Kennenlernprozess ist stets ergebnisoffen. Mit anderen Worten: Mit einer Bewerbung steht überhaupt noch nicht fest, dass Sie diesen Job auch tatsächlich antreten werden. Denn alleine durch geschönte Formulierungen in stets tendenziösen Stellenanzeigen erkennen zu wollen, was auf einen neuen Mitarbeiter zukommt, ist unmöglich. Das liegt daran, dass eine Stellenanzeige immer Eigenwerbung des Arbeitgebers – „Employer Branding“ – ist.

Blicken Sie auf die perspektivische Entwicklung Ihrer Fähigkeiten

Trotzdem ist auch in diesem Stadium die eigene Perspektive von großer Relevanz. Das betrifft bereits die Frage, wann sich eine Bewerbung lohnt, mal ganz abgesehen von der wahrscheinlichen Konkurrenz. Meist reicht es aus, wenn Bewerber 70 Prozent der Anforderungen erfüllen, wenn die Kernerwartungen passen. Die Praxis zeigt, dass Männern diese gesunde Haltung oft leichter fällt. Dagegen entwickeln Frauen deutlich häufiger Hemmungen und sehen von einer Bewerbung ab, wenn sie nicht alle Punkte abdecken können.

Doch weder ist das hilfreich noch im Einklang mit den tatsächlichen Erfordernissen im Berufsleben. Denn in aller Regel erwartet kein Arbeitgeber eine Person, die ab Tag 1 voll einsatz- und leistungsfähig ist, außer bei Interim-Managern. Einfaches Beispiel ist die Erwartung sehr guter Englischkenntnisse. Eine Bewerbung darf niemals daran scheitern, weil der Kandidat der Meinung ist, diese seien „nur“ gut. Es geht vielmehr darum abzuschätzen, wie sich diese Kompetenz entwickelt, wenn Englisch in den ersten drei Monaten wieder intensiv gesprochen wird. In den meisten Fällen ist sie mit etwas Übung und Routine (und eigener Lernmotivation) dann recht bald sehr gut.

Es kommt auf das Urvertrauen in die eigene Lernfähigkeit an

Gehen Sie bitte davon aus, dass ein Arbeitgeber in einem längeren Zeitraum von Ihnen profitieren möchte und Ihnen gerade am Anfang Zeit lässt, in jeder Hinsicht anzukommen. Und selbst wenn Sie das nicht beruhigen sollte: Fragen Sie im Vorstellungsgespräch nach den konkreten Erwartungen der Arbeitgeberseite. Bei komplexeren Anforderungen in Bezug auf Fachkenntnisse und einschlägiger Berufserfahrung kann auch ein vorheriger Anruf Klärung bringen. In einer Bewerbung eine Fähigkeit anzugeben setzt also nicht voraus, sie unmittelbar aus dem Ärmel schütteln zu können. Sondern mit dem Urvertrauen an die eigene Lernfähigkeit mutig zu sein und sich selbst zu sagen Ich traue mir zu, das hinzubekommen.

Daher braucht niemand ein schlechtes Gewissen und Hemmungen zu haben, Kenntnisse zu versprechen, die erst perspektivisch entwickelt werden. Natürlich ist es der Glaubwürdigkeit eines Bewerbers zuträglich, sich diese bereits vor einem Vorstellungsgespräch in grundlegenden Zügen anzueignen. An dieser Stelle möchte ich daran erinnern, dass unsere Arbeitswelt immer schnelllebiger wird. Der Anpassungsdruck ist enorm, und Arbeitnehmer müssen permanent Lösungen für neu auftretende Probleme finden. In vielen Positionen kommt es also auf die Schlüsselkompetenz an, sich das für die jeweilige Herausforderung relevante Wissen eigenständig aneignen zu können. Wer die Fähigkeit bei sich erkennt, kann überaus gelassen mit 30 Prozent der Erwartungen umgehen, die erst einmal fehlen.

Niemand kann erfolgreich sein, wenn es das Umfeld nicht zulässt

Last, but not least lassen sich Hemmungen und Blockaden dadurch vertreiben, in dem Bewerber die Verantwortung für den Erfolg in der neuen Position nicht bei sich alleine verorten. Nein, in aller Regel liegt es an den Rahmenbedingungen, ob ein neuer Mitarbeiter erfolgreich sein kann oder nicht. Wer anfangs nicht die erforderliche Zuwendung von den neuen Kollegen und der Führungskraft erhält, weil Onboarding nicht nur sprachlich ein Fremdwort ist, hat einen schweren Stand.

Auch die größte Einsatzbereitschaft führt dann nicht zu vorzeigbaren Resultaten. Gerade gut ausgebildete neue Mitarbeiter sind dann wie Hochleistungsmotoren, die im Leerlauf Vollgas geben und keinen Zentimeter vorwärtskommen. Aber diese Möglichkeit müssen Bewerber in Kauf nehmen. Ob es also die richtige Entscheidung war, sich bei einem Unternehmen zu beworben zu haben, werden neue Mitarbeiter frühestens dann erfahren, wenn sie dort ein paar Monate gearbeitet haben.

Ich hoffe, dass diese Perspektive dazu beiträgt, den Druck aus dem Bewerbungsprozess zu nehmen, Gelassenheit gegenüber den Arbeitgeber-Erwartungen zu entwickeln und insgesamt die Hemmungen vertreibt, den Hut wieder in Ring zu werfen.

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