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Tipps aus der Praxis, die wirklich weiterhelfen

Mit Ikigai zur beruflichen Zufriedenheit

Ikigai stammt aus Japan und bedeutet frei übersetzt „das, wofür es sich zu leben lohnt“. In Phasen beruflicher Unzufriedenheit kann es uns vor allem dabei helfen, eine neue Perspektive zu entwickeln und so Klarheit zu finden.

Ganze Bibliotheken lassen sich heute mit Ratgebern über den Sinn des Lebens füllen. Auch ich habe im Coaching hunderte Sinnsucher kennengelernt. Das spricht sehr dafür, dass es weder einfach noch häufig ist, im Berufsleben mehr zu finden als nur eine Einkommensquelle. Wenn auch Sie zu den Suchenden gehören, sollten Sie sich mit dem japanischen Ikigai beschäftigen.

Vorab: Ikigai ist viel komplexer, als das Schaubild auszudrücken vermag. Allein die Genese des Begriffs und die dahinterstehenden kulturellen – spezifisch japanischen – Vorstellungen können hier nicht berücksichtigt werden. Anstatt einer umfassenden Abhandlung kommt es mir darauf an, Ikigai zu operationalisieren, also es brauchbar im Sinne einer erwünschten beruflichen Zufriedenheit zu machen.

Das Konzept kann vor allem dabei helfen, Ursachen der Unzufriedenheit zu identifizieren

Erlauben Sie mir außerdem einen inhaltlichen Disclaimer: Auch wenn Konzepte fernöstlicher Spiritualität und Philosophie in der westlichen Hemisphäre derzeit hoch im Kurs stehen, wäre es vermessen, allzu hohe Erwartungen an Ikigai zu knüpfen. Denn auch die Japaner können den Lebenssinn nicht einfach herbeizaubern. Ikigai kann uns viel eher dabei helfen, die Dinge klarer zu sehen und zu begreifen, warum wir gegebenenfalls gerade nicht zufrieden sind.

Denn es ist alles andere als einfach, die vier wesentlichen Ansprüche im Berufsleben zu vereinbaren. Demnach sind Erwerbstätige dann zufrieden, wenn Sie etwas tun, was sie erstens lieben und zweitens gut können, was drittens von der Welt gebraucht wird und wofür sie viertens auch noch bezahlt werden. Alle vier Aspekte in einer Tätigkeit wiederzufinden, ist allerdings überaus selten. Deswegen könnte ich Ihnen an dieser Stelle bereits empfehlen, das erst gar nicht anzustreben. Denn wer verbissen seinem Ikigai hinterherläuft, wird irgendwann frustriert sein wenn er erkennt, eine kaum erreichbare Hoffnung gehegt zu haben.

Mit diesen 16 Fragen nähern Sie sich Ikigai an

Tatsächlich kenne ich nur sehr wenige Menschen, die im Berufsleben dauerhaft Ikigai spüren. Seien Sie jedenfalls vorsichtig, wenn Ihnen jemand das weißmachen möchte. Denn die Wahrnehmung, die Wiese des Nachbarn sei grüner als die eigene, ist ein sicherer Trugschluss. Wer für sich etwas aus dem Konzept Ikigai ziehen möchte, wird daher nicht umhinkommen, sich intensive Gedanken zu machen, was die einzelnen Anforderungen für ihn bedeuten. Diese viermal vier Fragen können dabei behilflich sein:

  1. Wollen: Was liebe ich wirklich und was motiviert mich? Was von dem ist mir wirklich wichtig, was ist wiederum sekundär? Wie intensiv, wie häufig muss ich das Gefühl der Liebe für meine Tätigkeit oder meinen Beruf verspüren? Oder reicht es aus, wenn sich das Gefühl sich sporadisch einstellt?
  2. Können: Was kann ich besonders gut? Was habe ich gelernt, worin war oder bin ich erfolgreich? Was sind echte Stärken im Vergleich mit anderen? Was sind leicht erreichbare Entwicklungspotentiale, was kann ich mir mittel- oder langfristig aneignen?
  3. Sollen: Was bedeutet es für mich, Mehrwerte für andere zu schaffen? Wie unmittelbar muss dieser Anspruch verwirklicht sein? Wenn nicht die ganze Welt, welche (Gruppen von) Menschen sollen von meiner Arbeit profitieren? Wie sehr müssen dabei meine eigenen Werte und Wertvorstellungen berücksichtigt sein?
  4. Müssen: Was ist meine Gehaltsvorstellung und passt sie zu meiner Branche? Was bin ich bereit, für meinen Gehaltswunsch hinzunehmen? Was ist das Mindeste, was ich zum Leben brauche? Was wäre eine faire Bezahlung und womit wäre ich zufrieden?

Wer grundsätzlich kompromissbereit ist und nichts verabsolutiert, kann vielleicht doch zu seinem Ikigai finden. Ein Beispiel: Ich selbst habe mich mehr oder weniger damit abgefunden, dass die Einkommensmöglichkeiten als selbständiger Job- und Karrierecoach vorsichtig formuliert eher nicht dabei helfen, ein Millionenvermögen aufzubauen. Und „nur“, weil mir mein Einkommen reicht, kann ich durchaus dankbar behaupten, mein Ikigai gefunden zu haben.

Worauf können Sie am ehesten verzichten?

Daher liegt es nahe, sich vor allem mit den vier Feldern zu beschäftigen, in denen sich drei Bereiche überlappen und einer fehlt. Das führt zu der zentralen Frage: Worauf könnte ich am ehesten verzichten? Wenn ich etwas mache,

  • was ich nicht liebe, kann sich schnell ein Gefühl der Leere einstellen. Vielleicht geht das eine Zeitlang gut, bis ich mich zu sehr von meiner Tätigkeit entfremde. Wer also nicht in der Lage ist, das lieben zu lernen, was er beruflich macht, wird langfristig nicht auf dieses Gefühl der Liebe verzichten können.
  • was ich nicht (gut) kann, muss ich mich damit abfinden, regelmäßig verunsichert zu sein. Einige Erwerbstätige können das ertragen, andere nicht.
  • was die Welt nicht braucht, stellt sich recht schnell ein Gefühl der Nutzlosigkeit ein. Gerade manch gewinnorientiertes Unternehmen provoziert mit seinem Fokus auf das nächste Quartal, den schnellen Euro und Shareholder Value dieses Empfinden. Andere Arbeitgeber wiederum haben die Zeichen der postmaterialistischen Zeit erkannt und versprechen „Purpose“ – mal mehr, mal weniger glaubhaft.
  • wofür ich nicht bezahlt werde, ist es ein Hobby. Als Job- Karrierecoach muss ich diesen Punkt schon fast zwingend ausklammern, wenn jemand dauerhaft auf eine finanzielle Gegenleistung verzichtet. Als partieller Life Coach wiederum kann ich wiederum darauf hinweisen, dass sich unbezahlte Tätigkeiten, die sonst im Sinne von Ikigai einem Menschen viel geben, in Vereinen, Ehrenämtern und Freiwilligenengagements finden lassen. Auch so kann man glücklich werden!

Mit Schlüsselkompetenzen ist es möglich, die Komfortzone zu verlassen

Was wäre also die Lösung? Gerade bestens ausgebildete – studierte – Erwerbstätige können am ehesten auf das verzichten, was sie (heute) gut können. Das bedeutet, in regelmäßigen Abständen ganz bewusst die Komfortzone zu verlassen. Oft haben wir auch gar keine andere Wahl, denn in unserer schnelllebigen Zeit ist es evident wichtig geworden, immer wieder neue Lösungen für plötzlich auftretende Probleme und Herausforderungen zu finden.

Besonders die Schlüsselkompetenz, sich immer wieder neues Wissen aneignen zu können, befähigt uns dazu. Sie macht Quereinstiege möglich (und fast schon selbstverständlich). Sie ist wesentlich für nachhaltige Leistungsfähigkeit in einem Zeitalter, in der erworbenes Fachwissen fast schon schneller verfällt als Blumen anfangen zu welken. Und sie ist die Urkraft, von der fast alles ausgeht, was im Erwerbsleben wichtig ist.

Wem das eher schwerfällt und was hilfreich sein kann

Sicherlich werden nicht alle dem Vorschlag zustimmen, am ehesten darauf zu verzichten, was man gut kann. Ihn anzunehmen fällt Personen schwerer, die sich (zu) sehr in einer Nische spezialisiert haben, perfektionistisch veranlagt sind oder unter dem Impostor-Syndrom leiden. Hochschulabsolventen wollen oft in Bereichen arbeiten, die unmittelbar etwas mit ihren Studieninhalten zu tun hatten. Auch diejenigen, die sich kraftlos fühlen oder in einem Motivationsloch hocken, werden wahrscheinlich nicht ohne weiteres den inneren Antrieb für ein neues Betätigungsfeld finden.

In solchen Situationen kann im ersten Schritt eine tiefergehende Analyse und Reflexion mit einem erfahrenen Coach helfen. Dabei werden die Ursachen der Unzufriedenheit ermittelt, die Motivation zur Veränderung gefördert, neue Ziele vereinbart und Wege zu deren Erreichung aufgezeigt. Letztere schließen im zweiten Schritt dann oft die Teilnahme an einer zielgerichteten Weiterbildung, die einen Übergang in einen neuen Tätigkeitsbereich oder Branche sehr erleichtern kann, mit ein.

Ob sich dadurch Ikigai einstellt? Wer zu hohe Ansprüche an das Erwerbsleben stellt und auf nichts verzichten will, wird es wohl nie finden. Alle anderen haben gute Chancen, die mit Ikigai verbundene neue Perspektive zu ihrem Vorteil nutzen zu können.

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