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Kennen Sie Ihre inneren Glaubenssätze?

Glaubenssätze prägen unsere Persönlichkeit und unser Weltbild. Sie sind tief in uns verankert und schwer loszuwerden. Das ist aber überaus wichtig, wenn sie zu einem negativen Selbstbild beitragen oder ursächlich für tiefe Krisen sind.

Tatsächlich ist es nicht erforderlich, die inneren Glaubenssätze zu kennen. Wer gut durchs (Berufs-)Leben kommt, kann sie gerne unerforscht in sich ruhen lassen. Doch wenn von ihnen strukturelle negative Wirkungen ausgehen, kann die Reflexion der inneren Glaubenssätze notwendig werden. Manchmal ist sie sogar die letzte Lösung, wenn in der Krisenbewältigung alle anderen Ansätze nicht fruchten.

Wie wir uns innere Glaubenssätze aneignen

Die allermeisten Glaubenssätze tragen wir seit den Kindheitstagen in uns. Häufig haben wir sie gehört, manchmal durch Beobachtung unserer Umwelt aufgenommen. Absender sind meist uns nahestehende Personen, von denen wir anerkannt, respektiert, geliebt werden möchten. Deswegen suchen wir als Herdentiere unbewusst nach Orientierung für sozialadäquates Verhalten in der Gruppe, der wir angehören wollen.

Diese Gruppe ist für Kinder vor allem die eigene Familie, weshalb den Eltern in der Vermittlung von Glaubenssätzen eine besondere Bedeutung zukommt. In Frage kommen aber auch andere Bezugspersonen wie Großeltern, Tanten und Onkel und ältere Geschwister. In aller Regel übertragen sie, bewusst oder unbewusst, die meisten ihrer eigenen Glaubenssätze. Parallel kommen Einflüsse aus Kindergarten und Schule hinzu. Insofern können sie durchaus als ein Teil der Erziehung und Sozialisation begriffen werden.

Darüber hinaus prägen bedeutende Kindheitserfahrungen, kulturelle Einflüsse und die damit zusammenhängenden Werte und Normen die inneren Glaubenssätze. Ein typisches Kennzeichen ist ihre Manifestation: kurz, prägnant, gerne im Imperativ und manchmal in Form eines Sprichworts oder Kalenderblattspruchs formuliert. Angebliche Weisheiten und scheinbar kluge Ratschläge, die wir uns in der Grundschule gegenseitig auch ganz gerne ins Poesiealbum geschrieben haben.

Die toxische Wirkung negativer Glaubenssätze

Besonders problematisch sind in diesem Zusammenhang die eindeutig negativen Glaubenssätze. Daher kann man auch davon sprechen, dass Kinder die Traumata ihrer Eltern und Großeltern erben. Sie prägen auf fundamentale Art und Weise das menschliche Selbstbild. Vielleicht der Klassiker schlechthin unter den negativen Glaubenssätzen mit toxischer Wirkung ist: Ich bin nicht gut genug.

Was macht das mit einem Menschen, der diesen Glaubenssatz als festes, unumstößliches Gesetz verinnerlicht hat? Die Auswirkungen sind oft verheerend und prägen Menschen ihr gesamtes Leben:

  • Herausforderungen werden als Bedrohung wahrgenommen und nicht als Möglichkeit, an ihnen zu wachsen.
  • Bildungsziele und berufliche Chancen wurden von vornherein ausgeschlossen, weil sie zu anspruchsvoll scheinen.
  • Beziehungen werden von Verlustängsten dominiert, in denen ein Partner den anderen um keinen Preis der Welt verlieren möchte.

Obwohl wir von ihnen in unserem Denken und Handeln existentiell bestimmt werden, sind den meisten Menschen die inneren Glaubenssätze gar nicht bewusst. Mehr noch: Je älter wir werden, umso fester halten wir an unseren Überzeugungen fest. Denn wir wissen doch alle: Einem alten Hund bringt man keine neuen Tricks bei (falls Sie noch ein Beispiel für schädliche Glaubenssätze haben möchten).

Ambivalente Glaubenssätze können positiv und negativ wirken

Als Job- und Karrierecoach finde ich allerdings die ambivalenten Glaubenssätze viel interessanter, also diejenigen mit positiven und negativen Aspekten. Denn sie können für plötzlich auftretende Krisen im Berufs- und Privatleben verantwortlich sein. Geläufig sind unter anderem:

  • Stell Dich nicht so an.
  • Mach‘ bloß keinen Fehler.
  • Ohne Fleiß kein Preis.
  • Geht nicht, gibt’s nicht.
  • Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Sie alle eint, dass sie durchaus Vorteile versprechen, sei es darauf zu achten, Fehler zu vermeiden oder hin und wieder mutig zu sein. Sich anzustrengen und dafür belohnt zu werden. Nicht aufzugeben und sich zu vertrauen. Sind das nicht überaus hilfreiche Orientierungshilfen für die Herausforderungen des Lebens? Einerseits: Sicherlich. Doch andererseits sind sie gefährlich, weil von ihnen auch ganz leicht negative Implikationen ausgehen können:

  • Ich muss meine Empfindungen und Bedürfnisse hintenanstellen.
  • Ich darf mir keinen Fehler erlauben.
  • Ich muss mich anstrengen.
  • Wenn ich keine Lösung finde, bin ich zu dumm dafür.
  • Es liegt an meinem unzureichenden Willen, wenn ich den Weg nicht gehen kann.

Die Auseinandersetzung sollte beginnen, wenn die negativen Auswirkungen eines bisher positiv empfundenen Glaubenssatzes deutlich zu Tage treten. Nehmen wir als Beispiel Dem Tüchtigen gehört die Welt. Eine bisher beruflich erfolgreiche Person dürfte von einem solchen Glaubenssatz wohl stark profitiert haben. Die Wahrnehmung ist sicherlich: „Ja, ich habe mich richtig reingehängt, aber ich wurde dafür auch belohnt.“ Wer aber keine Grenzen zieht und sich bis in den Burnout hinein abrackert, erlebt den Abgrund dieses Glaubenssatzes.

Glaubenssätze erkennen, hinterfragen und bei Bedarf ersetzen

Tatsächlich sind nicht selten die inneren Glaubenssätze für diese Diagnose ursächlich. Wer dann an der Wurzel des Übels ansetzen möchte, sollte an den inneren Glaubenssätzen arbeiten. Diese Arbeit kann in drei Schritte unterteilt werden: erstens den relevanten Glaubenssatz identifizieren, zweitens den Glaubenssatz in Frage zu stellen und drittens den Glaubenssatz durch einen neuen ersetzen. Mit einem erfahrenen Sparringspartner kann das etwas einfacher sein, als diesen Weg alleine zu beschreiten. Aber selbst dann bleibt es gelinde gesagt anspruchsvoll.

Während der erste Schritt der Identifikation meist keine Schwierigkeiten verursacht, fällt es vielen Menschen schon deutlich schwerer, den jeweiligen Glaubenssatz zu hinterfragen. Denn schließlich haben sie ihm doch so viel zu verdanken! Doch in den meisten Fällen ist es der Einsicht förderlich, wenn er nur partial hinterfragt werden muss. Im konkreten Fall bedeutet es also zu erkennen, dass es schlicht einfach gesundheitsgefährdend ist, zu viel zu arbeiten. Und das wirkt sich in Konsequenz ungünstig auf die private wie berufliche Anerkennung und wahrscheinlich auch auf das Einkommen aus.

Der dritte Schritt ist und bleibt der anspruchsvollste. Gerade weil unsere Glaubenssätze so tief in uns verankert sind, werden wir sie nur ganz schwer wieder los. Deshalb könnten wir uns durchaus mit dem neuen Glaubenssatz anfreunden, dass ein gutes Pferd nur so hoch springt, wie es muss. Doch selbst wenn die Ratio das schnell verstanden hat, muss die Emotio noch längst nicht folgen.

So programmieren Sie Ihr Selbstbild um

Letztendlich streben wir eine Neuprogrammierung eines Teils unseres Selbstbilds an. Eine Möglichkeit liegt darin, sich dem neuen Glaubenssatz dauerhaft auszusetzen, denn steter Tropfen höhlt den Stein. Insbesondere können Sie Ihre Wohnung mit der entsprechenden Formulierung dekorieren:

  • Auf Augenhöhe beidseitig an jeder Tür
  • Neben TV-Gerät und PC-Bildschirm
  • Am Kühlschrank
  • Rechts und links neben allen Spiegeln
  • Gegenüber der WC-Schüssel
  • Mit fluoreszierender Farbe an den Punkt in der Zimmerdecke, auf den Sie starren, wenn Sie nachts nicht einschlafen können

Sie können sich auch eine entsprechende Audio-Datei erstellen und sich den neuen Glaubenssatz in Endlos-Schleife anhören. Es könnte dauern, denn gut Ding will Weile haben und Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut. Wie auch immer, es bleibt unglaublich herausfordernd, den neuen Glaubenssatz nicht nur zu finden und ihn logisch zu akzeptieren, sondern ihn auch wirklich zu verinnerlichen. Aber vielleicht steht uns dabei auch nur wieder einer dieser typischen negativen Glaubenssätze im Weg:

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Schlagen Sie auch dem ein Schnippchen!

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