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Auf der Schwelle zu einem neuen Zeitalter

Disruptive Technologien verändern unsere (Arbeits-)Welt in ungeahntem Ausmaß. Auch wenn noch längst nicht klar ist, was genau auf uns zukommt, steht eines bereits fest: Die Menschheit tritt in ein neues Zeitalter.

Ein häufig gehörter Spruch während meiner Wehrdienstzeit war Nichts ist wechselhafter als die Lage. An ihn erinnere ich mich immer dann, wenn ich versuche, die Auswirkungen disruptiver Technologien auf die Arbeitswelt von morgen zu verstehen und für meine Klienten begreifbar zu machen. Denn die Veränderungen sind gleichermaßen rasant wie fundamental, weshalb Erkenntnisse von gestern oft die Trugschlüsse von morgen sind.

Rückblick: Im Dezember 2021 hatte ich mich an dieser Stelle schon einmal ausführlich zu Digitalisierung, Automatisierung und künstlicher Intelligenz als Triade der Disruption geäußert. Nun wird es dringend Zeit für ein Update, denn seitdem hat sich vieles verändert. In erster Linie hat das Go-live von ChatGPT im November 2022 dazu beigetragen, dass nicht mehr nur IT-Profis in etwa verstanden, was für eine Monsterwelle da auf uns zurollt. Seitdem sind wir mehr oder gezwungen, den Entwicklungsprozess der Disruption neu zu bewerten.

Artificial General Intelligence rückt in greifbare Nähe

Bis dahin war ich noch der Auffassung, dass die Menschheit vor einem Megatrend stünde, wie es ihn mit der neolithischen Revolution, der Industrialisierung und der Einführung der Massenfertigung bereits dreimal gegeben hatte. Doch dann las ich im März 2023 ein Zitat von Christian Bauckhage, Professor für Informatik an der Universität Bonn: „(Künstliche Intelligenz) wird alles verändern, alles. Der Vergleich mit der Industrialisierung ist zu kurz gegriffen. Es wird mehr verändern. Was in den nächsten fünf Jahren durch künstliche Intelligenz mit der Welt passieren wird, wird alles in den Schatten stellen, was wir vorher gesehen haben.“

Zur Einordnung: Vor einem guten Jahr war KI bereits in der Lage, das neuronale Model von Hunden oder Katzen abzubilden, bis 2030 soll es dann einem Menschen entsprechen. Damit liegt die Artificial General Intelligence in greifbarer Nähe: Elon Musk prophezeite im März 2024, dass KI im kommenden Jahr intelligenter sein wird als jeder Mensch und bis 2029 intelligenter als alle Menschen zusammen. Das schließt auch Emotionen und das authentische Einstellen auf menschliches Empfinden und Bedürfnisse mit ein. Schon heute bewerten Menschen in aller Regel Chats mit KI-Bots (solange ihnen vorher suggeriert wurde, dass sie mit einer reellen Person kommunizieren) positiver als mit Menschen.

Das Alte verschwindet, das Neue ist noch nicht greifbar

In Kombination mit der Simulation von Bewegtbild und Sprache („Deep Fake“) ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann wir auf digitale Abbilder von Menschen treffen, die wir von reellen Personen nicht mehr unterscheiden können. Das mag für Menschen nicht so relevant erscheinen, die sich vorwiegend in der realen Welt aufhalten, aber seit der Generation Z wachsen junge Menschen vollständig in und mit der digitalen Welt auf. Daher ist es irrelevant für die Dynamik der weiteren Entwicklung, dass ältere Generationen diese Entwicklungen mehrheitlich ablehnen und nicht mitgehen.

Die Auswirkungen auf unser Leben werden noch viel immenser sein, als die allermeisten von uns sich das heute vorstellen können. Offensichtlich läuft die Disruption nicht darauf hinaus, dass alles besser oder schlechter wird. Die gegenwärtige Unsicherheit ist allerdings kaum zu leugnen. Sie rührt daher, dass das Alte langsam verschwindet, ohne dass bereits offensichtlich geworden ist, wie das Neue aussehen wird. Und das betrifft natürlich auch die Art und Weise, wie wir in Zukunft arbeiten werden.

Das Update des Job-Futuromaten gibt zu denken

Einen ersten Eindruck liefert weiterhin der Job-Futuromat des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung. Seit 2019 widmet er sich der Frage, zu welchen Teilen ein Beruf schon heute automatisierbar ist. Im ersten Quartal 2024 wurde die Berechnung weitgehend aktualisiert und berücksichtigt seitdem viel stärker den Einfluss von KI. Und die Durchschnittswerte der Automatisierbarkeit der damals von mir eher zufällig ausgewählten Berufe sind deutlich gestiegen:

  • Maschinenbau-Ingenieure von 44% auf 68%
  • CNC-Fräser von 80% auf 100%
  • Vertriebscontroller von 63% auf 75%
  • Personalreferenten von 50% auf 70%

Projektassistenten sowie Dolmetscher/Übersetzer standen übrigens damals schon bei 100%. Damit möchte ich im Übrigen keine Weltuntergangsstimmung verbreiten. Denn die Tätigkeiten werden nicht von einem Tag auf den anderen komplett aussterben, schon gar nicht in einem Land, das sich so schwertut mit vielen Facetten der Digitalisierung, wie Deutschland. Aber wir werden eher früher als später jeden Beruf neu interpretieren müssen, da sich die Berufsprofile fundamental wandeln.

Durch die Disruption werden neue Berufsbilder entstehen

Das wird einige Tätigkeitsbereiche stärker und andere schwächer treffen. Und natürlich werden einige Berufsbilder komplett verschwinden, aber das beobachten wir bereits seit 200 Jahren. Neu ist nur die Radikalität des Tempos und dass die Disruption die Berufswelt generell betrifft. Für viele Erwerbstätige ist in diesem Zusammenhang wohl die Frage naheliegend, welche Berufe überhaupt noch sicher sind.

Das ist leider recht schwer zu prognostizieren, aber auch nicht entscheidend, da es aus meiner Sicht nicht unbedingt die beste Perspektive für den Blick in die Zukunft ist. Denn wir sollten nicht von den Berufen ausgehen, die wir bereits kennen, sondern uns vielmehr mit den kommenden Chancen und Möglichkeiten auseinandersetzen. Denn es werden viele neue Berufsbilder entstehen, für die meistens eine exzellente Bildung Voraussetzung sein wird.

Wachsender Bedarf an komplexer Problemlösungsfähigkeit

In Schulen wie Hochschulen wird es noch stärker als bisher in erster Linie darum gehen, die Befähigung zur komplexen Problemlösung zu entwickeln. Deshalb wird die Relevanz erstklassiger akademischer Bildung in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Wem dieser Weg verschlossen bleibt, sollte auf die Bestandskraft unmittelbarer zwischenmenschlicher Kommunikation und Fürsorge in der Berufswelt setzen. Das trifft vor allem auf Tätigkeiten in der Sozialarbeit, also Erziehung, Bildung, Pflege und Therapie, zu.

Und solange künstliche Intelligenz nicht in der Lage ist, autonom innovativ zu sein (was viele Menschen als mögliche Apokalypse fürchten), wird es den menschlichen Geist immer dann bedürfen, wenn intellektuelle Kopien unzureichend sind. Denn hätte es KI bereits im Altertum gegeben, würde sie mit größtmöglicher Sicherheit behaupten, dass die Erde eine Scheibe sei. Daher lege ich nahe, der weiteren Disruption der Arbeitswelt sowohl mit wachsamem Auge als auch mit Neugier und Optimismus zu begegnen. Denn wir sind Zeitzeugen eines epochalen Wandels, der seinen festen Platz in der Geschichte der Menschheit schon jetzt sicher hat.

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