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Bewerbungen und Karriere erfolgreich gestalten

Tipps aus der Praxis, die wirklich weiterhelfen

Die Kunst der eleganten Kündigung

Eine Kündigung oder Trennung ist im Berufsleben manchmal unumgänglich. Doch viele Arbeitnehmer halten aus den falschen Gründen zu lange an einem schlechten Job fest, während andere wiederum überstürzt flüchten. Doch es kann auch anders gehen.

Wer unzufrieden im oder mit dem Job ist, kann sich damit abfinden oder versuchen, die Gesamtsituation zu seinen Gunsten zu verändern. Über beide Optionen hatte ich zuletzt an dieser Stelle geschrieben. Manchmal fallen beide Möglichkeiten aber aus – dann bleibt nur noch die Trennung. Doch dabei können nicht nur aus rechtlicher Sicht Fehler passieren. Und es gibt es weitere Aspekte, die es zu bedenken, zu beachten und zu planen gilt.

Häufiger höre ich von Kunden, dass ihre Ex-Kollegen nach ihrer Kündigung gesagt haben: Ich finde es mutig, dass du gehst. Im Kontext der geschilderten Rahmenbedingungen entgegne ich meistens: Es wäre mutiger gewesen, zu bleiben. Tatsächlich habe ich als Job- und Karrierecoach deutlich mehr Menschen kennengelernt, die zu lange an einem schlechten Job festgehalten haben als vorschnell kündigten. Gerade letztgenannte unterschätzen mitunter die Zeit, die ausgeschiedene Arbeitnehmer brauchen, um einen adäquaten Folgejob zu finden. Das gilt zwar unabhängig vom Alter, aber Arbeitnehmer Ü 55 trifft es besonders hart – nicht umsonst haben diese Personen einen verlängerten Anspruch auf Arbeitslosengeld I.

Hinterfragen Sie zunächst den Wunsch zu kündigen

Apropos Arbeitsagentur: Wer kündigt, riskiert in der Regel eine Sperre von drei Monaten. Eine Kündigung mit beiderseitigem Einvernehmen macht es meist auch nicht besser. Anders sieht es aus, wenn ein schriftlicher Nachweis existiert, dass die Trennung auf ärztlichen Rat hin erfolgte – dann gibt es keine Sperre. Doch auch diejenigen, die ohne das Vorliegen gesundheitlicher Probleme oder Gefährdungen ihren Arbeitgeber verlassen, können selbst während einer Sperre Sozialleistungen beziehen: Sofern die Bezugsvoraussetzungen erfüllt sind, kann im Jobcenter Bürgergeld beantragt werden.

In jedem Fall sollte eine Kündigung gut überlegt sein. Diese fünf Fragen können dabei helfen, für sich Klarheit zu gewinnen und überstürztes Handeln zu vermeiden:

  • Was ist der Grund, warum für mich eine Kündigung in Frage kommt?
  • Mit wem oder was bin ich genau unzufrieden?
  • Warum erscheint mir die Kündigung als die einzige Lösung?
  • Gibt es noch andere Lösungsmöglichkeiten, die ich bisher nicht bedacht habe?
  • Und was wären die Konsequenzen der Kündigung für mich?

Gerade bei größeren Arbeitgebern kann der Wechsel des Teams oder der Abteilung schon ausreichen, um wieder zufriedener zu werden. Das gilt vor allem bei zwischenmenschlichen Konflikten und wenn gleichzeitig sowohl attraktive alternative Einsatzmöglichkeiten als auch die Identifikation mit dem Arbeitgeber weiterhin gegeben sind. Erster Ansprechpartner wäre in diesem Fall die Personalabteilung – gerade dann, wenn sie die Weiterentwicklung der Mitarbeiter aktiv fördert. Eine Kündigung wäre unter diesen Bedingungen nicht nur überflüssig, sondern sogar ein Fehler.

Empfehlung: Eigene Klarheit und transparentes Vorgehen

Trotzdem sollten Sie in den meisten Fällen auch gegenüber Ihrem direkten Vorgesetzten mit offenen Karten spielen. Nur in besonders konfliktträchtigen Situationen, in denen ein in Aussicht gestellter Weggang – noch keine Kündigung – das persönliche Ansehen deutlich verschlechtert, kann ich nachvollziehen, warum sich Arbeitnehmer lieber bedeckt halten. Wer sich dann doch dazu durchringt, ein allerletztes ergebnisoffenes Gespräch zu suchen, braucht in Ergänzung zu den vorherigen Tipps an dieser Stelle vollständige Klarheit über sich und die Fähigkeit, sein Anliegen unmissverständlich und mit Nachdruck vorzutragen.

Wer rumdruckst und unsicher wirkt, könnte nicht für voll genommen werden. Leider merken manche Führungskräfte den Ernst der Lage erst dann, wenn ihnen der Mitarbeiter fest entschlossen vorkommt. Sie müssen also keine Zweifel daran aufkommen lassen, dass Sie sich nicht mehr vertrösten lassen. Erreichen Sie damit Ihr Ziel: Glückwunsch! Falls nicht, kommt es „nur“ noch auf einen starken Abgang an. Der sollte am besten gefasst und emotionslos erfolgen – egal, wie sehr es gerade in Ihnen rumort.

Bitten Sie um ein Zwischenzeugnis oder sagen Sie es noch direkter

Wer den subtilen Weg mag, bittet zum Ende des fehlgeschlagenen Gesprächs – oder nach einem überraschend schlechten Jahresgespräch – schlicht und einfach um ein Zwischen(arbeits)zeugnis. Das brauchen Arbeitnehmer insbesondere dann (aber nicht nur), wenn sie sich aus einer Anstellung heraus bewerben. Leider gibt es darauf keinen gesetzlichen Anspruch – die Botschaft hinter dem Wunsch ist allerdings unmissverständlich. Wichtig ist nur, dass Sie ihn nicht unmittelbar mit einer anstehenden Kündigung in Verbindung bringen.

Dieser Gedanke steht auch bei der etwas direkteren Ansprache im Vordergrund. Teilen Sie Ihrem Vorgesetzten mit, dass Sie sich von dem Gespräch mehr erhofft hatten, weil die Angelegenheit evident wichtig ist. Sie erkennen an, dass es keine Lösung in Ihrem Sinne gibt, ohne das als Vorwurf hinzustellen. Zeigen Sie sogar ein Stück weit Verständnis – selbst wenn es Ihnen absurd erscheint. Denn dann können Sie viel leichter zum finalen Schlag ausholen:

„Umgekehrt möchte ich auch Sie um Verständnis bitten, dass ich mich unter diesen Umständen beruflich neu orientieren werde. Das bedeutet nicht, dass Sie zeitnah meine Kündigung erwarten können. Allerdings möchte ich vermeiden, dass Sie völlig kalt erwischt werden, wenn ich kündigen sollte.“ Glauben Sie mir: Damit werden Sie bei den meisten Führungskräften einen Wirkungstreffer landen.

Haben Sie keine Angst vor Nachteilen, Rache oder Vergeltung

Dabei es ist unerheblich, wie konkret diese Neuorientierung schon ist oder ob Sie erst ganz am Anfang eines längeren Reflexionsprozess stehen. Viel wichtiger ist, dass Sie sich alle Türen offenhalten, denn die Kündigung ist in diesem Moment nur eine Möglichkeit und noch gar nicht in Stein gemeißelt. Selbst bei einem längeren Verbleib sollten Sie keine Angst vor gravierenden Nachteilen, Rache oder Vergeltung haben (was bei narzisstischen Chefs eine typische Reaktion wäre). Und selbst wenn wäre dieses Verhalten nur eine Bestätigung, dass Ihre Entscheidung zu gehen goldrichtig ist.

Die Hemmungen, die viele Personen dennoch vor solchen Schritten haben, ist vor allem die Furcht vor mangelnden beruflichen Alternativen. Daher ist es auch in stabilen Beschäftigungsverhältnissen so immens wichtig, kontinuierlich berufliche Kontakte aufzubauen, Netzwerke zu pflegen und proaktiv Personal Branding zu betreiben. Denn das hilft Ihnen enorm dabei, schnell wieder einen guten Job zu finden – ohne allein auf den beschwerlichen Weg des klassischen Bewerbens angewiesen zu sein.

Dann wird die Kündigung nicht nur elegant, sondern auch ein Schritt vorwärts in der beruflichen wie persönlichen Entwicklung.

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