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Bewerbungen und Karriere erfolgreich gestalten

Tipps aus der Praxis, die wirklich weiterhelfen

Wegen KI: Ist auch Ihr Arbeitsplatz schon weggefallen?

Die Digitalisierung hat die Art und Weise, wie wir arbeiten, massiv verändert. Doch mit KI stellen sich existentielle Fragen. Nicht in Zukunft, sondern hier und jetzt. Ein letzter Weckruf.

Ich erlaube mir, mit Zitaten aus der 33. Kalenderwoche dieses Jahrs zu beginnen, die ich auf LinkedIn fand: „besorgniserregend“ – „dramatisch“ – „alarmierend“ – „historisch“ – „wer glaubt, noch Zeit zu haben, irrt“. Und das ist nicht mitnichten übertrieben. Sie alle beziehen sich auf eine Auswertung des Job-Portals Stepstone, nach der im ersten Quartal 2025 die Anzahl der Einstiegsjobs für junge Hochschulabsolventen 45% unter dem Fünfjahresdurchschnitt lagen. Das Handelsblatt schrieb, dies läge das vor allem am Siegeszug der künstlichen Intelligenz. Demnach übernehme KI immer öfter Aufgaben, die bislang von Berufseinsteigern erledigt wurden.

Alle sind gefragt, aber wir können nicht auf die anderen warten

Die große Disruption findet also statt. Wir stecken mittendrin, mehr als Getriebene denn tatsächlich handelnde Akteure. Damit muss nun endgültig Schluss sein, denn wie bisher kann und wird es nicht weitergehen. Und ich möchte niemanden aussparen:

  • Bildungseinrichtungen müssen ganz neu darüber nachdenken, welche Kompetenzen relevant sind und wie sie diese Schlüsselkompetenten in Zukunft vermitteln werden.
  • Politische Entscheidungsträger müssen die Rahmenlehrpläne einer Revolution unterziehen und die erforderlichen Ressourcen bereitstellen – darauf zu bauen, dass engagierte Lehrkräfte die Defizite schon irgendwie in der Praxis ausbügeln, greift viel zu kurz.
  • Arbeitgeber sollten bei allem Kosten- und Wettbewerbsdruck den Fehler vermeiden, den Abbau von Stellen allein von operativen Erwägungen abhängig zu machen; vielmehr bedarf es strategischen Weitblicks bei der Frage, in welchem betrieblichen Verhältnis Menschen und KI in Zukunft zueinanderstehen werden.
  • Erwerbstätige, so sie denn nicht unmittelbar vor dem Renteneintritt stehen, sollten sich jetzt die Frage stellen, was ihnen eine Maschine abnehmen kann und wo ihr neuer Platz in der Wertschöpfungskette sein wird – wer sie ignoriert, kann sich auf eine harte Bruchlandung einstellen.

Methodenkompetenz ist die zentrale Schlüsselkompetenz

Selbstredend entspricht es meinem Selbstverständnis, Erwerbstätige mit dieser Frage nicht allein zu lassen. Der Job-Futuromat des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vermittelt nur einen ersten kleinen Eindruck davon, was auf die einzelnen Berufsbilder zukommen wird. Tatsächlich ist es überaus herausfordernd, Antworten zu finden, die eine gewisse Nachhaltigkeit aufweisen und nicht binnen kürzester Zeit wieder obsolet geworden sind. So geht es wahrscheinlich gerade auch vielen Fachbereichen an Hochschulen und den Verfassern von Ausbildungsordnungen.

Im Kern geht es darum, eine Art zu denken zu vermitteln, durch die Menschen befähigt werden, immer wieder neu auftretende und bestenfalls hochkomplexe Probleme lösen können. Wesentliche Voraussetzung dafür ist eine starke Methodenkompetenz einschließlich der Fähigkeit, sich selbst immer wieder neues Wissen aneignen zu können. Das ist die zentrale Schlüsselkompetenz, ohne die es nicht gehen wird. Weil die (Arbeits-)Welt immer dynamischer wird, wird die Vermittlung von reinen Fachkompetenzen stetig unbedeutender: Denn es ist gar nicht mehr die Frage, ob das, was heute noch relevant für die Ausübung einer Tätigkeit ist, irgendwann überholt sein wird, sondern wann es soweit ist.

Welche Kompetenzen 2030 wichtig sein werden – und welche nicht

Konkret beschäftigt sich das World Economic Forum mit der Frage, welche Kernkompetenzen 2030 wohl besonders hoch im Kurs stehen werden. Zwar bleiben in der Studie manche Branchen wie etwa der soziale Sektor komplett ausgespart, dennoch finden wir im Future of the Jobs Report 2025 einige Hinweise auf emerging skills aus unterschiedlichen Kategorien, auf die es aktuell besonders ankommt:

  • AI and big data
  • Technological literacy
  • Curiosity and lifelong learning
  • Creative thinking
  • Resilience, flexibility and agility
  • Talent management
  • Leadership and social influence
  • Analytical thinking
  • Systems thinking
  • Motivation and self-awareness
  • Empathy and active listening

Dagegen stehen die out of focus skills, zu denen u.a. gehören:

  • Multi-lingualism
  • Reading, writing and mathematics
  • Marketing and media
  • Programming
  • Quality control
  • Manual dexterity, endurance and precision

Es kommt auf die individuelle Interpretation an

Mit dieser Liste allein können wir allerdings noch nicht viel anfangen. Denn ich bin keinesfalls der Meinung, dass Kinder und Jugendliche nicht mehr Lesen, Schreiben und Mathematik lernen sollten oder Handwerker auf handwerkliches Geschick, Ausdauer und Präzision verzichten könnten. Insofern kommt es auf die kontextuale Interpretation an, also wie diese Hinweise in Bezug auf konkrete Lebens- und Arbeitssituationen zu interpretieren sind. Das ist übrigens ein Thema, das gerade in meinem Job- und Karrierecoaching besonders häufig angesprochen wird.

Nehmen wir den exemplarischen Fall der Berufseinsteiger. Bisher war es so, dass sie oft für monotone Aufgaben eingestellt und so an einen Tätigkeitsbereich oder eine Branche herangeführt wurden. Durch KI wird dies in Zukunft kaum noch funktionieren – allenfalls im öffentlichen Dienst aufgrund der (noch) geringen Bereitschaft, diese dort flächendeckend einzusetzen. Daher werden wir viele Berufseinstiege ganz anders planen und gestalten müssen als in den letzten Jahrhunderten. Besser wäre es natürlich, noch früher anzusetzen und sich die Frage stellen, ob eine Ausbildung im Handwerk oder im Bereich Gesundheit/Soziales dem Studium eines Orchideenfachs vorzuziehen wäre.

Wer im Job mit viel KI erledigt, wird bald selbst erledigt sein

Alle anderen dürfen sich nun keinesfalls zurücklehnen. Ich schreibe beispielsweise diesen Blog-Beitrag (wie alle anderen bisher auch) ohne den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Denn ich habe erkannt, in welchen Bereichen ich mich ganz bewusst vor die KI stellen muss, um nicht irrelevant zu werden. Deren die Resultate sind (bisher) nur intellektuelle Fotokopien und schaffen nichts Neues, selbst wenn das Qualitätsniveau trotz aller Defizite und Halluzinationen der künstlichen Intelligenz allgemein schon recht hoch ist. Und ich weiß auch, wo ich wiederum KI als Werkzeug nutzen kann, um als Coach effizienter arbeiten zu können. Doch auch dann bleibt die Befähigung unverzichtbar, KI-Resultate zu hinterfragen und auf Plausibilität und Verwendbarkeit überprüfen zu können.

Wer allerdings schon jetzt KI flächendeckend im Arbeitsalltag verwendet und damit gut durchkommt, kann getrost davon ausgehen, dass der Job bald weg ist. In wirtschaftlichen Krisenzeiten mit steigendem Kostendruck kann das sogar schon sehr bald eintreten. Trotzdem gibt es keinen Grund, deswegen ausschließlich pessimistisch zu werden. Denn wo etwas wegfällt, entsteht oft etwas Neues. So auch in diesem Fall – ich beziehe das auf relevante Kompetenzen und konkrete Tätigkeiten.

Die Jobs der Zukunft sind interaktiv und abwechslungsreich

Und es gibt einige Akteure, die sich darum intensive Gedanken machen. Die Unternehmensberatung Deloitte verweist in ihrer Studie „Die Jobs der Zukunft Berufswelt bis 2035“ (die allerdings bereits im Jahr 2020, also zwei Jahre vor der publikumswirksamen Einführung von ChatGPT, erstellt wurde) auf drei wesentliche Eigenschaften zukünftiger Jobs:

  1. Sie sind interaktiv. Menschliche Kommunikation, Teamfähigkeit und Empathie werden immer wichtiger. (Zustimmung meinerseits, da dies Fähigkeiten sind, die in denen Generationen Z und Alpha nicht mehr selbstverständlich sind)
  2. Sie sind abwechslungsreich. Kreativität und analytisches Vorgehen gewinnen an Bedeutung. (Stimmt ebenfalls, da dies essentiell ist, um in möglichst vielen unterschiedlichen komplexen Arbeitssituation effiziente Lösungen finden zu können)
  3. Sie sind wissensintensiv. Spezialisierungen auf Basis akademischer Qualifikationen werden zunehmend gesucht. (Ich denke nicht, denn da spielt KI ihre Stärke voll aus; außerdem werden handwerkliche Berufsausbildungen immer wichtiger)

Es gibt auch Gewinner

Was das 2025 konkret bedeuten kann, verraten uns wiederum die eingangs erwähnten Daten von Stepstone über Berufseinsteigerjobs: Besonders hart traf es in diesem Jahr die Bereiche Vertrieb (minus 56%), Personalwesen (minus 50%), Verwaltung (minus 34%) und Kundenservice (minus 20%). Dagegen erfuhren Branchen mit überdurchschnittlich viel Menschenkontakt (plus 96%) einen gegenläufigen Trend. Auch das Handwerk (plus 52%) erwies sich wenig überraschend als sehr robust, was angesichts der auszuführenden Tätigkeiten kaum überraschen mag.

Meine abschließende Bitte, sofern Sie bisher hierin gelesen haben: Legen Sie diesen Beitrag nicht einfach fatalistisch zur Seite. Sondern nehmen Sie ihn an als das, wofür ich ihn geschrieben habe: Als letzten Weckruf und Ermunterung über die Frage nachzudenken, wie Sie in Zukunft arbeiten werden.

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